Der öffentliche Aufschlag zur aktuellen Diskussion erfolgte durch Helmut Wallrafen Geschäftsführer der Sozial-Holding der Stadt mit der Kampagne „Leiharbeit in der Altenpflege? – So nicht!“. Inzwischen haben sich zahlreiche Träger von Altenpflegeeinrichtungen und Kliniken der Diskussion angeschlossen und fordern eine drastische Einschränkung für Zeitarbeitsfirmen in ihrer Branche. „Das System der Leiharbeit wird zu einem massiven Problem in der Altenpflege“, sagte Christian Woltering, Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft „Freie Wohlfahrtspflege“ NRW, der Düsseldorfer Rheinischen Post. Diese Mehrkosten werden, anders als die normalen Gehälter der Festangestellten, nicht durch die Pflege- und Krankenkassen aufgefangen. Rufe, der Gesetzgeber solle hier einschreiten, werden laut. „In einem reglementierten Berufsfeld der Daseinsvorsorge regelt das nicht der freie Markt.“

Zeitarbeitsfirmen weisen die Kritik zurück und führen aus, dass sich durch eine Einschränkung der Zeitarbeit im Pflege- und  Gesundheitswesen der Mangel an Pflegekräften verschärfen würde. Nach Zahlen der Bundesagentur für Arbeit ist die Leiharbeit bundesweit zwischen 2017 und 2022 um etwa 20 Prozent zurückgegangen. Im gleichen Zeitraum gab es aber zum Bespiel in der Pflege in NRW einen Anstieg um 80 Prozent.

Auch die Deutsche Krankenhausgesellschaft wünscht eine deutliche Begrenzung der Leiharbeit in der Pflege gefordert. „Leiharbeit im Krankenhaus entwickelt sich von der Ausnahme zum Regelfall und spalt die Belegschaft “, so der Vorstandsvorsitzende Gerald Gaß.

Für den DBVA ist die aktuelle Entwicklung ein deutliches Zeichen, dass Arbeitsbedingungen von Pflegenden bei ihren bisherigen Arbeitgebern als so schlecht erlebt wurden, dass sie lieber bei einer Zeitarbeitsfirma beschäftigt sind und nicht wie bisher in ihrem bekannten und festen Team in einer Pflegeeinrichtung, bei einem ambulanten Pflegedienst oder in einer Klinik.

Pflegende geben bei Befragungen zum Wechsel oft an, dass ihnen Zeitarbeitsfirmen planbare Arbeitszeiten und oft auch eine bessere Bezahlung anbieten.

Genau hier gilt es anzusetzen sagt der stellvertretende Bundesvorsitze des Deutschen Berufsverbandes für Altenpflege e.V. (DBVA) Bodo Keissner-Hesse. Dass Pflegende individuell bessere Bedingungen bei einer Zeitarbeitsfirma für sich herausholen wollen, ist mehr als nachvollziehbar und legitim.

Eine weitere Tatsache ist, dass Leiharbeitsfirmen deutliche Gewinne machen. Diese speisen sich bei Pflegeeinrichtungen aus Sozialversicherungsbeiträgen, Steuern und dem Eigenanteil der Pflegebedürftigen bei den Pflegekosten und leider auch aus den schlechteren Arbeitsbedingungen der Stammbelegschaft, die weiterhin regelmäßig oft kurzfristig einspringen muss.

„Der Eigenanteil der Pflegebedürftigen muss umgehend begrenzt werden. Die Gelder aus Sozialversicherungsbeiträgen und Steuern müssen zur Qualitätsverbesserung der Langzeitpflege eingesetzt werden und nicht für die Gewinne von Zeitarbeitsfirmen“, so Keissner-Hesse.